Der menschliche Knochen ist deshalb so dynamisch, weil sich das Skelett ständig neuen Bedingungen anpassen muss. Ein gutes Beispiel dafür sind die Zahnspangen, die durch Druck der Zahnwurzeln auf die Kieferknochen eine Neustellung der Zähne ermöglichen. Durch Sport, Bewegung und Gewicht beanspruchte Knochen werden dicker und kräftiger. Knochen, denen Bewegung und Belastung fehlen, werden dünner und schwächer.
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Wie aber bewerkstelligt der Knochen solche Umbaumaßnahmen? Die Knochensubstanz selbst besteht aus zwei Materialien: Aus dem Bindegewebe, welches für die Biegsamkeit des Knochens verantwortlich ist, und aus dem mineralischen Anteil, der die typische Festigkeit des Knochens gewährleistet.
Folgendes Beispiel aus dem Straßenbau hilft, die Funktion der knochenabbauenden und -aufbauenden Zellen (Osteoklasten und Osteoblasten) besser zu begreifen: Jeder weiß, dass es nach einem strengen Winter zu einer erheblichen Häufung von Schlaglöchern im Asphalt der Straßen kommen kann. Um diesen Zustand zu beheben, wird idealerweise im Frühjahr zunächst der defekte Anteil der Fahrbahn abgetragen und danach in einem zweiten Arbeitsgang mit frischem Asphalt aufgefüllt.
So ähnlich arbeitet der Knochen auch, denn es gibt nicht nur natürliche Umbauvorgänge, sondern auch Defekte, die durch Überlastung, Unfälle und falsche Bewegungen entstehen können. Diese Mikrobrüche (Mikrofrakturen), die nicht mit den typischen Knochenbrüchen verwechselt werden dürfen, lösen im Knochen Reparaturprozesse aus: Die Osteoklasten bauen im Bereich der Mikrofrakturen den defekten Knochen ab und die Osteoblasten den neuen, stabilen Knochen auf. Die Zusammenarbeit der Knochenzellen ist perfekt aufeinander abgestimmt.
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Osteoblasten spielen im Knochenstoffwechsel eine wichtige Rolle. Sie produzieren Substanzen, mit denen sie die Aktivität der Osteoklasten steigern oder bremsen können. Die Schlüsselsubstanz heißt RANK-Ligand oder RANKL (der Name ist ein Kürzel aus der Zellbiologie), ein Molekül, das in das RANK-„Schloss“ auf der Oberfläche des Osteoklasten passt. Durch die Ausschüttung von RANKL können Osteoblasten Osteoklasten aktivieren.
Aber damit die ganzen Knochenprozesse nicht aus dem Gleichgewicht geraten, produziert der Osteoblast noch ein weiteres Signalmolekül, das Osteoprotegerin (OPG) genannt wird. OPG kann den RANKL abfangen und seine Wirkung damit stoppen. Durch diesen Vorgang werden die knochenabbauenden Zellen, die Osteoklasten, in ihrer Aktivität gebremst.